Sonne und Beton by Felix Lobrecht

Autor:Felix Lobrecht [Lobrecht, Felix]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783961010028
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH
veröffentlicht: 2017-03-10T16:00:00+00:00

»Alter, Lukas, janz ehrlich: wie hast’n dir dit vorgestellt? Wie soll’n wa dit da rüberkriegen?«, fragt Sanchez. Ich weiß es nicht und schweige. Bis hierher hat ja alles einigermaßen reibungslos geklappt. Wir stehen mit den Computern und Monitoren hinter der Schule und starren den Zaun an. Der ist wirklich hoch. Viel höher, als ich ihn in Erinnerung hatte. Wie sollen wir das Zeug über diese zweieinhalb Meter kriegen? Einfach drüberklettern ist ja kein Problem, das geht schon irgendwie. Aber da mal eben Computer und Bildschirme unbeschadet rüberzukriegen …

Ich sehe Sanchez an. Er schüttelt langsam den Kopf und überlegt. Zumindest hoffe ich, dass er überlegt – und vor allem, dass ihm etwas einfällt. Ich habe nämlich keine Idee gerade. Julius sagt nichts. Ich glaube, er ist noch sauer auf uns, weil wir ihn eben so angeschnauzt haben, als er mit einem fetten Edding »Danke ihr Opfaz – Julik44« unten beim Lager an die Wand gemalt hat. In riesiger Schrift. Wie bescheuert kann man sein? Ich hoffe nur, dass sein Writername noch nicht polizeibekannt ist, sonst war es das. Und wenn wir weiter hier so rumstehen, kriegen die uns auch, spätestens, wenn es wieder hell wird. Wir müssen weg. Ich gucke wieder den Zaun an, gucke die Computer an, dann Julius und Sanchez und wieder diesen viel zu hohen scheiß Zaun. Eigentlich gibt es nur eine Möglichkeit.

»Was mit Räuberleiter?«, sage ich dann. Keine Reaktion. »Jungs? Ich mein das ernst. Entweder wir stehen noch so lange dumm rum, bis es hell wird, und werden hier gefickt, wir schleppen den Scheiß einmal quer über den Schulhof, gehen zum Haupteingang raus und werden da gefickt, oder wir machen Räuberleiter. Ganz ehrlich. Was sollen wir machen sonst?«

»Aber wat soll Räuberleiter bringen? Dann sind wa zwar hoch genug, aber die scheiß Computer sind immer noch nich drüben«, sagt Sanchez. »Ick rauch jetz erst ma …« Er zündet die letzte Kippe aus seiner Schachtel an und rüttelt an dem Zaun herum.

»Ich hab ’ne Idee, gib mir ma so ’n Computer, Julius!«, sage ich.

»Was gib ma? Nimm dir doch … War deine Idee, hier hinten langzugehen, ja. Ich hab gesagt, vorne raus«, sagt Julius und spuckt auf den Boden. »Und dann rumheulen, weil ich eure hässliche Schule vollmale, ja. Ich schwöre, als ob die wüssten, dass das genau heute gemacht wurde.« Er hat schon recht, die komplette Schule ist vollgemalt. Das fällt keinem auf – trotzdem unnötig.

Ich hole mir selber einen der Computer, hebe ihn an, werfe ihn ein Stück hoch und fang ihn wieder auf. Ich muss ein bisschen in die Knie gehen, um das Gewicht abzufangen.

»Fuck, wieso sind die so schwer, Alter?«, schnaufe ich. Aber gut, einen anderen Weg gibt es nicht. »Okay«, sage ich dann. »Wir machen Räuberleiter, und ich kletter rüber. Danach nimmt Julius sich einen Computer, ihr macht wieder Räuberleiter, und wenn du oben bist, Julius, hältst du ihn über den Zaun und lässt einfach fallen. Ich fang auf, damit nix kaputtgeht. und dann der nächste. Sanchez, glaubste, du kommst hier als Letzter irgendwie alleine rübergeklettert?«

Sanchez guckt mich an.

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